Faktencheck Limburg: Ein abschließender Kommentar

Im folgenden Kommentar ziehen die Verantwortlichen von „Faktencheck Limburg“ mit einigem zeitlichen Abstand zum Geschehen ihr persönliches Fazit aus diesem unappetitlichen Kapitel der jüngeren deutschen Kirchen- und Mediengeschichte. Gleichzeitig soll mit diesen Ausführungen der „Faktencheck Limburg“ zu einem Abschluss gebracht werden.

Um es vorweg zu nehmen: Der Skandal um das Bistum Limburg und seinen ehemaligen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist in erster Linie kein Tebartz-Skandal sondern ein Medienskandal und ein Skandal um das kirchliche Establishment in Deutschland.

Das heißt nicht, dass Bischof Tebartz-van Elst keine Fehler gemacht hätte. Sicherlich hätte er als Letztverantwortlicher ein wachsameres Auge auf die explodierenden Kosten für Bischofshaus und diözesanes Zentrum haben müssen. Auch ließe sich trefflich darüber streiten, ob diese oder jene Anschaffung notwendig und sinnvoll gewesen wäre. Ein weiterer Fehler des Bischofs – ein Fehler nicht in moralischer aber handwerklicher Hinsicht – erwies sich als fatal: sein Umgang mit den Medien. Offensichtlich hat Tebartz-van Elst vor allem den Vernichtungswillen der deutschen Massenmedien und ihrer offenen und versteckten Verbündeten im kirchlichen Establishment unterschätzt.

Denn hier liegt das eigentliche Problem: Wer die seinerzeitigen Medienberichte unbefangen liest, wird erstaunt sein über die Aggressivität, mit der sich Journalisten hier auf eine Person eingeschossen haben. Über die Intensität, mit der sich die Medien auf ein bestimmtes Bauvorhaben konzentriert haben, ohne bei den zahlreichen Verschwendungen öffentlicher Gelder – der Bund der Steuerzahler listet sie in seinem alljährlich erscheinenden Schwarzbuch (www.schwarzbuch.de) akribisch auf – in vergleichbarer Weise die Köpfe von Verantwortungsträgern zu fordern. Oder kann man sich erinnern, dass mit ähnlichem Nachdruck dienstliche und persönliche Konsequenzen für die Kostenexplosion des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) gefordert wurden? Eines Projektes, dessen Kosten schon jetzt die in Limburg um mehr als 20.000% übersteigen! Oder wurde mit ähnlicher Intensität jemals über den Umgang mit den insgesamt mehr als 6.000.000.000 (6 Milliarden) Euro jährlichen Kirchensteuereinnahmen der katholischen Bistümer in Deutschland recherchiert?

Was Limburg selbst betrifft, so stand immer nur Bischof Tebartz-van Elst als Person am medialen Pranger. Mitverantwortliche beispielsweise im Domkapitel oder den diözesanen Gremien sowie die Vorgeschichte vor Beginn seiner Amtszeit standen nie im Fokus der medialen Recherche und des medialen Interesses. Stattdessen wurde das Unwort des „Protzbischofs“ erfunden und eifrig kolportiert. Ohne Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte des Betroffenen.

Den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bei der Berichterstattung konnte Franz-Peter Tebartz-van Elst also nicht erwarten. Eben sowenig den Grundsatz der Fairness. Ja, noch nicht einmal den Grundsatz der Wahrhaftigkeit und der seriösen Recherche. „Faktencheck Limburg“ hat haarsträubende journalistische Fehlleistungen aufgedeckt und dokumentiert. Die Berichterstattung sogenannter Qualitätsmedien strotzt nur so vor „Fake-News“, lange bevor dieser Begriff zu einem geflügelten Wort wurde. Es sei in diesem Abschlusskommentar darauf verzichtet, nochmals im Einzelnen auf den – gelinde gesagt – elastischen Umgang mit der Wahrheit von Seiten der Journalisten einzugehen. Wer Interesse hat, findet auf dieser Website genügend Material.

Lediglich auf einen sehr wichtigen Artikel sei an dieser Stelle verwiesen. Denn hier erzählt einer der Hauptgegner Bischofs Tebartz-van Elst mit bemerkenswerter Offenheit, um was es bei der Skandalisierung des Limburger Bauvorhabens wirklich ging. Es handelt sich um ein Interview der „Zeit“ mit dem Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz vom 3. April 2014.

Anmerkung: Während ansonsten jede Kleinigkeit in der Limburger Affäre aufgegriffen und breitgetreten wurde, fand dieses Interview kaum Nachhall. Bezeichnenderweise ist es online auch nur im Pressespiegel der Evangelischen Landeskirche Graubünden (!!) verfügbar (http://gr-ref.ch/sites/default/files/dokumente/Pressespiegel%2014_14%20vom%2029.03.%20bis%2004.04.2014_0.pdf S. 82). Es empfiehlt sich, dieses wichtige Dokument herunterzuladen und zu lesen!

Über seinen ehemaligen Bischof sagt zu Eltz : „Tebartz war kein Verschwender und kein Protzbischof.“ Und weiter „Der Bischof war kein Wüterich, er hatte Manieren und ein gewinnendes Auftreten.“ Entschiedener kann man den Medienberichten über Tebertz-van Elst nicht widersprechen! Und nochmals zur Erinnerung: Diese Worte stammen mitnichten aus dem Mund eines Freundes des Bischofs sondern um aus dem eines seiner hartnäckigsten Gegner!

Wenn aber der Bischof kein Protzbischof und kein Wüterich war – weshalb dieses Aufhebens um ihn? Auch hier sagt Johannes zu Eltz mit erfrischender Klarheit: „Es ging nur vordergründig um Geld.“ Und: „Denn es geht hier nicht um Geldverschwendung, sondern um die Ideologisierung der hohen Ämter.“

Es geht also nicht um Karpfenteiche, Badewannen oder Privatkapellen, all die Dinge, über die sich die Medien monatelang so trefflich aufzuregen wussten. Was war dann aber der Kern und der tiefere Sinn der ganzen Kampagne? Weshalb dieses Sich-Einschießen auf eine bestimmte Person ohne Rücksicht auf deren Menschenwürde? Was hat sich Bischof Tebartz-van Elst zuschulden kommen lassen?

Nach Ansicht von Johannes zu Eltz war das freundliche Wesen des Bischofs „nur der Samthandschuh um die Stahlkralle. In Wirklichkeit hat er gemacht, was er wollte, einfach weil er der Bischof war. Mir ist klar geworden, solche Macht muss weg.“ Also, weil ein Dienstvorgesetzter grundsätzlich auf Loyalität und Einhaltung der Pflichten seiner Untergebenen bestanden hat – etwas, das in jedem Betrieb eine Selbstverständlichkeit ist – wurde er zur Unperson.

Ja mehr noch, es geht dem Frankfurter Stadtdekan um eine völlige Umstrukturierung der katholischen Kirche: Zu Eltz wörtlich: „Ich glaube, die klerikale Ära ist vorbei. Die Amtskirche, wie wir sie kennen, ist erledigt.“ Als Vorbilder nennt er die Schweizer Kirche – eine Kirche, die noch mehr als die deutsche im Geld schwimmt, deren Finanzen allerdings durch Laiengremien gesteuert werden – und einen Waldenser-Prediger, nach dessen Ansicht das Reich Gottes dann komme, „wenn die Diener herrschen“. Herrschaft soll also nicht verschwinden sondern nur die Herrschenden sollen ausgetauscht werden.

Es geht um die Macht eines kirchlichen Establishments, einer Art Establishments der zweiten Reihe. Um die Macht der Gremien, der Funktionäre, der Domkapitel, Priesterräte usw. Die Macht dieses Establishments wurde in Limburg durch die Ankunft des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst gefährdet. Mit seinem Weggang sitzen die alten Eliten wieder fest im Sattel. Überflüssig zu erwähnen, dass dieses Establishment mit der eigentlichen Kirchenbasis wenig zu tun hat. Es herrschen mitnichten die von Stadtdekan zu Eltz genannten „Diener“, nämlich die einfachen Gläubigen, sondern deren selbsternannte Vertreter.

Inhaltlich ging es um die Beibehaltung eines spezifisch deutschen Katholizismus, einer politisierten, verweltlichten, linksliberalen Kirche, die sich wenig um Glaubensfragen und dafür umso mehr um Ökologie und soziales Engagement kümmert. Das angebliche Machtstreben von Bischof Tebartz-van Elst, welches Johannes zu Eltz in diesem „Zeit“-Interview beklagt, war schlicht der völlig legitime Versuch, als Verantwortlicher des Bistums Limburg liturgische und moraltheologische Maßstäbe wiederaufzurichten, die zum Kernbestand der weltweiten katholischen Kirche gehören. Dass dies bei allen Anhängern eines deutschen Sonderweges auf erbitterten Widerstand stieß, ist nicht verwunderlich.

Alles in allem war die Medienkampagne gegen Franz-Peter Tebartz-van Elst im Sinne ihrer Protagonisten höchst erfolgreich. Die anhaltende Skandalisierung des Betroffenen als „Protzbischof“, die verzerrte Darstellung der Wirklichkeit und schließlich die Verbreitung von „Fake-News“ hat jede differenzierte Bewertung des Geschehens von Seiten der Medienkonsumenten unmöglich gemacht. Die Kampagne verstand es, Gefühle wie Empörung, Neid und Zorn in hohem Maße zu wecken; vernünftiges Denken, kritisches Nachfragen und abwägendes Urteilen blieben auf der Strecke. Und einmal in Empörungsmodus versetzt, konnte die breite Masse nicht mehr erkennen, dass es nicht um Geld, sondern um inhaltliche Sonderwege, nicht um Protz sondern um die Macht einer kleinen Elite ging.

Und schließlich wurde mit der Kampagne gegen Bischof Tebartz-van Elst ein Exempel statuiert: Jedem amtierenden Bischof und jedem Priester, der eventuell einmal zum Bischof ernannt werden wird, wurde anschaulich vor Augen geführt, was passiert, wenn man sich mit dem kirchlichen Establishment und seinen Verbündeten in den Medien anlegt. Bestrafe Einen, erziehe Hunderte!

Bleibt also als Fazit nur Resignation? – Nein! Die Verantwortlichen von „Faktencheck Limburg“ ziehen sich nicht zurück, sondern werden in Zukunft ein wachsames Auge darauf haben, wenn irgendwo im Land auch nur der Ansatz einer Kampagne gegen glaubenstreue Bischöfe oder Priester sichtbar wird. Eine Medienhatz wie gegen Franz-Peter Tebartz-van Elst darf es nicht mehr geben! Wir werden uns auch zukünftig einsetzen für Wahrhaftigkeit, Fairness und journalistische Redlichkeit. Denn nur die Wahrheit wird uns frei machen (Johannesevangelium, Kap. 8, Vers 32).

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